Praxisbericht Bavaria 37 (Bavaria 40)

Die Idee zu diesem Bericht entstand eines Abends im Chat des Yacht-Forums, als sich die damals übliche Runde dort traf und wir über unseren (ebenfalls dort entstandenen) Kanaren-Törn redeten. Da kurz zuvor sehr viel über Bavaria-Yachten und deren Qualität im Forum geschrieben wurde, wurde unser Törn damals kurzerhand zum "Bavaria-Test" erklärt. Dieser "Test" erhebt also keinerlei Anspruch auf Professionalität und ist daher als Praxisbericht anzusehen.

Testschiff: Bavaria 37, Bj. 2001
Testrevier: Kanarische Inseln
Testdatum: Jahreswende 2001/2002
Testbedingungen: 2 Wochen Törn, insgesamt 420sm; darunter 1 Tag Wind 25-35kn, Windwelle 1-2m; 1 Tag Wind 35-42kn, kabbelige See mit 2-3m Welle.

Während eines zweiwöchigen Törns zwischen den Kanarischen Inseln hatten wir Gelegenheit, eine Bavaria 37 unter allen Bedingungen ausgiebig zu "testen". Unsere Bavaria war die Charterversion mit 3 Kabinen, Bj. 2001, also keine ganze Saison alt und erst ca. 2000sm gesegelt.

Meine persönlichen Eindrücke über das Schiff teile ich in zwei Abschnitte auf, einmal zur Bauausführung und zum anderen zu Konstruktionsdetails.

 

Zur Bauausführung:

Die Bavaria 37 ist ein sehr preisgünstiges Boot. Es ist daher klar, dass sowohl an vielen Materialien als auch an der Aufwändigkeit der Verarbeitung gespart wurde. Man sieht dies nicht auf den ersten Blick, zumal Rigg und viele Ausrüstungsteile von renommierten Markenherstellern stammen. Der Rumpf ist nur unterhalb der Wasserlinie ein Massivlaminat, der Überwasserteil und das Deck ist Sandwichbauweise, was prinzipiell Standardbauweise im modernen Bootsbau ist. Deckplatte und Rumpf sind nur an wenigen, besonderer Belastung ausgesetzten Stellen miteinander durch Laminierung verbunden, sichtbar nur am Rand des Spiegelhecks. Ansonsten wird eine einfache Verschraubung verwendet, lediglich die Relingsstützen sind gebolzt und mit Kontermuttern von unten gesichert. Ob zusätzlich eine Verklebung vorhanden ist, konnte ich nicht überprüfen. Die Inneneinrichtung wird vor dem Aufsetzen der Deckplatte eingebaut, Schotten und Querplatten sind zum Rumpf hin anlaminiert, die Festigkeit der Verbindung vermag ich nicht zu beurteilen. Die Wand zur Vorderkabine, die üblicherweise als Schott zur Rumpfstabilität beiträgt, schien mir nicht ausreichend stabil zu sein, die Türe schloß nicht (mehr?) richtig. Zur Deckplatte hin sind alle Fugen mit viel Silikon abgedichtet. Dem Ruderkoker bzw. der Rumpfdurchführung fehlen Winkel zur besseren Kräfteableitung. Leider erinnere ich mich nicht mehr, ob der Ruderquadrant gegossen oder geschmiedet war. Die Befestigungsfüße der Relingsstützen sind zu klein, die Verschraubungen dürften daher schnell ausleiern, wenn die Relingsstützen öfters einer Querbelastung ausgesetzt sind (z.B. wenn man sich von einem tiefliegendem seitlichen Schwimmsteg an Deck hochzieht).

Die Holzeinrichtung ist weitestgehend mit Sperrholz ausgeführt. Kanten der Abdeckplatten von Staufächern sind nicht geschlichtet. Der Boden ist mit Laminatplatten ausgelegt, die Einrichtung des Toilettenabteils besteht aus Billigkunststoff. Die Türe unterhalb des Waschbeckens war bereits durchgebogen. Die Einzelteile der Einrichtung sind ebenfalls mit Silikon verbunden. Die Türrahmen bestehen aus einfach ausgesägten Holzleisten und sind mit Plastikeinfassungen in die Türöffnungen eingepasst. Diese Plastikeinfassungen lösten sich teilweise. Alle Türen, auch Schapp- und Schranktüren, bestehen aus einfachen Rahmen mit hinterlegten Füllungen. Die Füllung aus einer Schranktür brach heraus, als im Seegang jemand von uns dagegen fiel. Die Bauart dieser Türen ist inzwischen geändert worden (wohl noch preisgünstiger zu fertigen, aber auch stabiler). Ebenfalls wird neuerdings ein geänderter Gasherd verbaut, an dem Herd auf unserer Yacht waren ringsherum scharfe Kanten, an denen man sich böse verletzen konnte, wenn die Verriegelung bei Schräglage geöffnet war. Apropos Schräglage: Wer die Schapptüren öffnen will, vergewissere sich vorher, dass sie auf der Leeseite liegen. Da die Türen nach oben (!) öffnen, fällt einem sonst der ganze Inhalt entgegen.

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Geöffnete Schapps der Bavaria 40

Die Druckschnäpper der Schranktüren funktionierten teilweise nicht (mehr?) richtig. Die Schranktüren der Pantryzeile waren teilweise schief und schlossen nicht (mehr?) ohne Gewaltanwendung. Haltegriffe fehlen, an der dünnen Leiste unterhalb der Fenster stützt man sich besser auch nicht ab. Die Leiste aus Billigplastik, auf der das Schiebeluk gleitet (eigentlich ein sinnvolles Detail), war bereits spröde und brüchig, ein Stück am Ende fehlte schon. Zwei Luken waren undicht. Die meisten Scharniere und Schließer ließen sich besser bedienen, nachdem wir sie geölt hatten. Das geschieht in der Werft offenbar nicht.

Was mich in der Kajüte meisten störte, was das extrem laute Knacken bei Seegang. Woher es kam, konnte ich nicht feststellen.

Kommen wir zur Konstruktion.

Mein Eindruck zur seegerechten Konstruktion fällt zweigeteilt aus. Der Rumpf hat den heute üblichen, modernen Riss mit flachem Rumpf und schmalem Kiel. In Verbindung mit dem relativ geringen Gewicht wird das Schiff bereits bei Leichtwind schnell, aber schon bei geringer Welle unruhig und im Seegang ist es nicht mehr besonders kursstabil, was vom Rudergänger ständige erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Das Steuern ist wegen des sehr drucklosen Rudergefühls darüberhinaus erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig. Andererseits läßt sich das Schiff jederzeit gut manövrieren, unter Maschine im Hafen ebenso wie unter gerefften Segeln im Seegang. Die Reaktion des Schiffes auf das Ruder ist jedenfalls sehr schnell, das kontrollierte Abreiten von schräg ankommenden Wellen damit recht einfach. Das schnelle Abfallen auf dem Wellenkamm beim Segeln am Wind ist auch notwendig, da das Schiff sonst unweigerlich in die Sonne schießen will. Bis zu einer Windstärke bis 8Bft ist das Schiff, abgesehen von den Mängeln im Deckslayout und den daraus resultierenden Gefahren, jedenfalls problemlos zu segeln. Das Beiliegen bei Windstärke 8 war problemlos möglich, bei einer Restfahrt voraus mit 2 kn.

Der Volvo Penta MD 2030 mit ausreichenden 29 PS ist laufruhig, schallgedämmt eingebaut und für die Routinewartung gut zugänglich. Auch die Tankgröße reicht für längere Fahrten.

Das Cockpitsüll ist flach und wie bei einem Motorboot sanft nach hinten abfallend. Das sieht elegant aus und verhilft den langgestreckten Beinen auf der Sitzbank zu mehr Sonnenbräune, weil die Sonne von der Seite nicht so sehr abgeschattet wird. Nur Halt im Rücken hat man nicht. Dafür ist der Süllrand breit genug, um im Hafen bequem darauf zu sitzen. Leider reißt man sich Löcher in die Hose, wenn man dabei über die Scharniere der Backskistendeckel rutscht. Bei Schräglage beim Segeln kann man aber nicht mehr auf dem Süll sitzen. Eine nach außen abgeflachte Sitzfläche wie z.B. bei Dehler oder Jeanneau gibt es bei Bavaria nicht. Bei Lage sitzt die Mannschaft daher automatisch auf den Cockpitbänken. Auf der Luvseite leider nicht besonders sicher, da die gegenüberliegende Bank zu weit entfernt ist, um sich mit den Füßen dort abzustützen.

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Cockpit der Bavaria 37 (Bj. 2001)

Dafür ist aber maximaler Platz im Cockpit. Viele abendliche Gäste können ihre Füße ordentlich unterbringen. Der Verzicht auf eine Abschrägung zu den Duchten hin als Fußstütze hilft dabei enorm. Allerdings hat insbesondere der Rudergänger ebenfalls keine Möglichkeit, sich mit den Füßen bequem abzustützen. Bei Lage führt das schnell zu Verkrampfung. Vor allem, weil der Platz zwischen Ruder und der Sitzbank dahinter zu knapp bemessen ist und man daher stets unbequem steht. Das Sitzen auf der Bank ist dafür bequem, entfällt aber spätestens aber bei Lage und Seegang, zumal man durch salzverkrustete Sprayhoodfenster ohnehin nichts mehr sieht.

Die Aluprofile auf den geraden (!) Trittstufen des Niedergangs verhindern wirkungsvoll, dass man in Richtung des Niedergangs abrutscht. Bei Schräglage aber beschleunigen sie das seitliche Wegrutschen enorm. Besonders mit nassen Schuhen. Und die werden im Cockpit automatisch nass. Da die einzige Lenzöffnung der achterliche Ausgang unter dem Klappsitz ist, bleibt von überkommendem Wasser immer eine Restmenge im Cockpit. Auf dem Boden und auf den Bänken.

Apropos Klappsitz: dank des ungeeigneten Standardriegels muss man nach dem Segeln zum Öffnen nicht lange unter dem Sitz herumfummeln - er ist garantiert schon offen. Unterwegs merkt man das oft daran, dass er irgendwann dem ständigen Druck der Waden nachgibt.

In der Kajüte sind die Türen zu den Achterkabinen die einzigen, die mit einem Haken offen arretiert werden können. Genaugenommen nur die backbordseitige, denn wegen der Steckschott-Halterung (ein tolles Detail) in der Steuerbord-Kabine geht die Türe nicht mehr ganz auf, somit erreicht der Haken seine Öse nicht mehr. Das kann man aber mit einem kurzen Bändsel beheben. Die vordere Türe muss man geschlossen halten, wenn einen das Schlagen stört, genauso wie die Türe zur Toilette.

Dafür gibt es auch keine Beschläge an den Wänden und Türen, an denen man sich verletzen könnte, wenn man im Seegang einmal dagegen fallen sollte. Denn Haltegriffe fehlen.

Anders beim Herd. Nur wenn er festgesetzt ist, verbirgt er seine scharfen Blechkanten hinter der durchgehenden Schlingerleiste der Anrichte. Ausgeklinkt kann er sicher hässliche Wunden schneiden. Und auf den Füllungen der Schranktüren stützt man sich besser auch nicht ab. Die fallen nämlich gleich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Rahmen. Beide Punkte sind inzwischen (ab Bj. 2002) geändert worden.

Notorische Stehpinkler trickst Bavaria elegant mit einer zusätzlichen Klappablage über dem WC aus, die beim Rollen im Wellengang oder Lage nach Steuerbord zuklappt (auch hier fehlt die Arretierung). Also sitzt Mann automatisch, und weil man ja die Türe zugemacht hat (die sonst schlägt), kann man sich auch mit den Armen nach vorne abstützen. Ja, das WC ist quer eingebaut und Haltegriffe fehlen. Dafür wird man freiwillig schnell wieder aufstehen, weil das Schlagen des Ablage-Deckels auf den Rücken sehr lästig ist.

Bei Leichtwind ärgerlich, bei rauen Bedingungen gefährlich ist der Umlenkblock mit integrierter Klemme für den Genuaeinholer. Die Klemme neigt nämlich stark zum unbeabsichtigten Öffnen (und damit zu unkontrolliertem Ausrauschen der Genua aus gerefftem Zustand), so dass man die Leine am besten auf der Achterklampe fest belegt.

Der kurze Traveller auf dem Kajütdach vor dem Niedergang ist mehr Verzierung als nützlich. Zumal er sich nicht aus dem Cockpit bedienen lässt, jedenfalls nicht, solange die Sprayhood aufgeklappt ist. Leider auch nicht ergonomisch vom Außendeck aus. Wir hatten das Schlauchboot zwischen den Haltegriffen auf dem Deck festgebunden, da konnte man Halt finden, indem man sich bäuchlings darauf legte.

Die Großschot ist ins Cockpit umgelenkt und wird auf die Winschen neben dem Niedergang geführt. Es ist ausreichend Platz für die Finger zwischen Winschkurbel und Gestänge der Sprayhood. Die Anordnung von Großschot und Traveller macht allerdings das Einhandsegeln unmöglich.

Ob das Rollgroß taugte, konnten wir nicht feststellen. Die kurzen, flexiblen Segellatten des Elvström-Segels (horizontal, im Bereich des Achterlieks) fehlten leider. So ließ es sich nur mit Gewaltmaßnahmen halbwegs trimmen, besonders schlecht stand es in gerefftem Zustand am Wind. Da dies aber nur den Bereich des Achterlieks betraf, ist zu vermuten, dass es mit eingesetzten Latten doch recht ordentlich steht. Die Mechanik zum Ein-/Ausreffen funktionierte stets tadellos. (In der Anleitung von Elvström steht eine Warnung: beim Reffen muss man darauf achten, dass die Latten jeweils vollständig eingerollt sind, da sie sonst beschädigt werden. Das ist wohl einer Crew vor uns passiert. Oder wurden sie erst gar nicht eingeschoben? Der Vercharterer konnte oder wollte sich hierzu nicht äußern.) Insgesamt zeigte die Bavaria 37 bei allen Windstärken und Kursen gute Segeleigenschaften.

Die Holepunkte der Genua lassen sich nicht aus dem Cockpit verstellen.

Das Kajütdach hat einen extrem breiten Abstand zwischen Laufdeck und Trittbereich des Aufbaus mit einer eleganten Schräge ohne Rutschhemmung. Da die Griffstange oberhalb dieser Schräge angebracht ist, erfordert es insbesondere bei nassem Deck einen mutigen, weiten Schritt. Einige Male sind wir ausgerutscht, bevor sich dieser Mangel im Unterbewußtsein festsetzte.

Dass man nachts segelt, ist bei Bavaria wohl nicht vorgesehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass es keine Kartentisch-Lampe gibt? Man muss eines der Kabinenlichter einschalten und das blendet den Rudergänger dann. Apropos Kartentisch: das Scharnier ist direkt an der Kante zur Rückwand der Sitzbank angebracht. Liegen nun Utensilien auf dem Tisch (Zirkel, Stifte, Dreieck, etc.), dann lässt sich die Klappe nicht mehr richtig öffnen. Dafür hat die Einzelbank in der Kajütmitte einen als Kiste gebauten Sockel, so dass Kleidungsstücke, die man auf das Ecksofa in Lee gelegt hatte, nach der Wende nicht durch das gesamte Schiff rutschen. Das Schiebeluk hat von unten keinen Griff oder Leiste, so dass das Öffnen und Schließen von innen etwas fummelig ist.

Ob die Logge von einer anderen Chartercrew vor uns verstellt wurde oder ob sie von Bavaria vor der Auslieferung nicht kalibriert wurde, wissen wir nicht. Sie zeigte jedenfalls ca. 40% zu wenig an, bevor wir sie (GPS sei Dank) halbwegs richtig kalibrierten.

Mein persönliches Fazit:

Die Bavaria 37 ist eine sehr preisgünstige Segelyacht mit guten Segeleigenschaften, konstruiert für die Benutzung im Hafen, bei Flaute und Leichtwind. Der Aufbau und die Einrichtung bieten sehr viel Platz, der Ausgang nach hinten ist in Mittelmeer-Marinas (Anlegen mit dem Heck zum Steg) sehr bequem. Vor allem das Cockpit bietet auch einer größeren Crew oder Gästeschar viel Platz. Allerdings: Zum Segeln bei Starkwind und auf offener See nimmt man besser ein anderes, hierfür geeigneteres Schiff.

Tilo Klesper

 

Ergänzung: Bavaria 40

Im April 2002 segelte ich eine niegelnagelneue Bavaria 40. So ziemlich alles aus dem obigen Bericht zur Bavaria 37 trifft auch auf die Bavaria 40 Bj. 2002 zu. Ein paar Details sind zu erwähnen, da sie unterschiedlich sind: Die Schapp- und Schranktüren sind nun stabiler (die Schapptüren klappen aber immer noch nach oben auf), hinter dem Steuerrad ist genug Platz zum Stehen. Der achtere Klappsitz ist kein Klappsitz, sondern muß ganz abgenommen werden, eine sinnvolle Staumöglichkeit gibt es leider nicht.  Dafür ist die Verriegelung verbessert worden. Es werden nun andere Fenster verbaut (die hakeligen Lewmar-Fenster, die es früher schon gab), die (zumindest bei unseren 2 Bavaria 40) auch im Wolkenbruch dicht waren. Das Elvström-Rollgroß hat nun keine Lattenstummel mehr und steht recht ordentlich. Ansonsten sind alle Ärgernisse, wie bei der 37 schon beschrieben, geblieben.

Die Segeleigenschaften sind ebenfalls recht gut, gewundert hat uns lediglich, dass im Vergleich zu einer Bavaria 34 der Wind schon ordentlich  wehen muß, bis die 40 mindestens gleich schnell wie die 34 segelt. Allerdings muss man relativ schnell reffen, wenn man sich nicht eine recht hohe Luvgierigkeit antun möchte. Das war jedoch nur einen Nachmittag lang einmal der Fall, ansonsten herrschten sehr moderate Bedingungen.

Den Blick hinter die Verkleidungen habe ich mir gespart.

Die Instrumente scheinen bei Bavaria tatsächlich nicht kalibriert zu werden, auch bei unseren beiden neuen 40ern zeigten die Loggen identisch zu wenig an.

Einen Schrecken bekamen wir, als wir Wasser im Boot feststellten. Das kam durch undichte Schlauchanschlüsse in der Toilette und am Motor herein. Das Nachziehen der Schlauchschellen brachte Abhilfe.

 

Ergänzung: Bavaria 44

Im Mai 2003 hatte ich eine Woche lang eine Bavaria 44. Diese machte subjektiv einen stabileren Eindruck, was vielleicht an den dickeren Wanten liegen mag. Der doppelte Steuerstand ist gewöhnungsbedürftig, beim Anlegen backbord ist ein gutes Schätzen angesagt, da der Gashebel rechts sitzt. Ansonsten ist alles der übliche Bavaria-Standard von 2002 mit all den kleinen Ärgernissen. Eine Belegung mit 8 Mann (4-Kabinen-Version) ist OK, nur der Cockpittisch reicht nur für 6 Personen zum Essen. Die Holzwände bestehen aus Sperrholz mit wenig Verstärkungen, eine Schranktür war bereits herausgebrochen (genauer: die Scharniere). Der eine der beiden Kompasse zeigte eine Abweichung von 0° bis 5° gegenüber dem GPS, der andere zwischen 15° und 20°. Werden die nicht kompensiert? Und das achtere WC wurde einen Zentimeter zu weit nach hinten montiert, so dass der Deckel nicht von alleine offen blieb. Der herausnehmbare Cockpitsitz hinten passt immerhin in eine Backskiste. Ansonsten habe ich mir den Blick hinter die Verkleidungen wieder erspart. Die schon genannten Ärgernisse finden sich auch hier.

Wirklichen Ärger machte eine der beiden Lewmar-Decksluken auf dem vorderen Aufbau: die Luken sind nicht versenkt eingebaut und die Scheibenrahmen stehen etwa einen halben bis einen Zentimeter über dem Deck. Das reichte aus, um mehrmals die Genuaschot dort in der Wende einzuklemmen, was sowohl das Vorsegel blockierte als auch schließlich einen der Verriegelungsgriffe zerstörte.

Die erreichbare Höhe am Wind war eher mäßig. Ob das auf den Kurzkiel zurückzuführen ist?

 

Ergänzung: Instrumenten-Kalibrierung

Ein Eissing-Mitarbeiter im Bavaria Yachts Centrum Süd erklärte mir folgendes:

Bavarias, die vom Yacht-Händler an Privateigner verkauft werden, bekommen die Instrumenten-Ausrüstung von ihm inklusive Probefahrt, Kalibrierung und Einweisung. Charter-Yachten werden ohne Instrumente verkauft, hier ist der Vercharterer für Einbau und Kalibrierung zuständig. Das gilt wohl auch für Direkt-Verkäufe ab Werft. Und die Vercharterer lassen dann zwar die Instrumente einbauen, aber nicht immer kalibrieren. Daher ist auf Charteryachten grundsätzlich Mißtrauen gegenüber den Anzeigen angebracht und eine baldige Überprüfung (z.B. mittels GPS) anzuraten.


Das Hintergrundbild entstand übrigens auf dem eingangs genannten Törn.