"Meine Yacht"

 

Tja, Ihr kennt doch die Werbung (von diesem Kreditinstitut): "Mein Haus, mein Auto, meine Yacht", oder? OK, Haus habe ich nicht, Auto - naja, weder Privat- noch Firmenwagen sind etwas zum Angeben, also fange ich eben mit der Yacht an.

Es war im Sommer 2001, da hielt ich es für eine gute Idee, ein eigenes Segelboot an einem der umliegenden Seen zu haben. Also fing ich an zu suchen. Meine Vorstellung war ein kleines Kajütboot, mit dem man am Wochenende segeln konnte und auch mal an Bord übernachten. Aber was da so alles angeboten wurde, hatte irgendwie nicht das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis. Entweder nicht schön, oder heruntergekommen, altmodisch, schadhaft, unsportlich, unwohnlich, durchweg zu teuer und oftmals alles zusammen.

Dann sah ich diese Anzeige in der "Yacht". Sie klang so gut, dass ich gleich anrief. Daraufhin bekam ich einen Brief mit ein paar Bildern zugeschickt:

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Was soll ich sagen? Es war eine Klasse über dem, was ich eigentlich suchte, aber die Bilder machten mich mehr als neugierig. Und tatsächlich war es dann das einzige Schiff von den vielen Booten, die ich mir angeschaut hatte, das mich sofort überzeugte. Und noch während des Probesegelns war alles klar: ich hatte mein Traumschiff gefunden.

Eine Delanta 80, einer der berühmten Klassiker aus der guten alten Dehler-Zeit und ausgerüstet mit allem, was ein seegehendes Schiff so braucht. Die Delanta 80 ist die Weiterentwicklung der Delanta 76 mit Achterkajüte, die Ende 1972 als IOR-Vierteltonner vorgestellt wurde. Diese Ur-Delanta war damals als schnellstes Serienschiff ihrer Klasse bekannt, z.B. 1973  bei der Internationalen Vierteltonner-Meisterschaft vor Cowes (Georg Nissens "Timschal"), gewann 1. Preise z.B. bei der Nordseewoche und der Kieler Woche. 1975 kam die Delanta 75 und 1978 die Delanta 78 hinzu, beide mit Achtercockpit. Erfolgreichstes Modell war aber die Delanta 80, gebaut von 1976 bis 1982 (Baunummer über 1600). Ein geniales Konzept, 4 echte Kojen, ein großes, geschütztes Cockpit und eine komplette Ausstattung. Im Gegensatz zum heute üblichen Baustil (wie er auch bei der Delanta 78 anzutreffen ist) erstreckt sich der Kajütaufbau über die gesamte Decksbreite, statt über ein Seitendeck läuft man also über das Kajütdach. Dadurch (und durch den Verzicht auf eine separate Vorderkabine) entstand ein Salon von ungewöhnlicher Größe für ein 7,5- bzw. 8m-Schiff. Eine relativ große Eck-Pantry und ein separater WC-Raum sind genauso außergewöhnlich wie das große und geschützte Cockpit und die hydraulische Radsteuerung. Über 90% der Delanta 76/80 wurden mit der Radsteuerung geliefert, es läßt sich aber trotzdem eine Pinne montieren (z.B. für einen Pinnen-Autopiloten oder eine Windfahnensteuerung).

Das toppgetakelte Rigg hat einen relativ kurzen Mast (8,5 m), und eine relativ kleine Hauptsegelfläche von 10,8m². In Verbindung mit der 19,2m² großen Genua 1 erreicht die Delanta dennoch schon bei moderaten  Winden ihre normale Höchstgeschwindigkeit und kann andererseits auch bei Starkwind noch mit ungerefftem oder 1-fach gerefftem Großsegel sicher gesegelt werden. Und der Riss der Delanta, von E.G. van de Stadt, ist auch heute noch up-to-date. 

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(Bild aus dem Dehler-Prospekt)

Die Daten in Kürze:

Lüa: 8m
LWL: 6,10m
Breite: 2,48m  (also noch trailerbar)
Tiefgang: 1,25m (Segmentkielversion, 80/155cm bei der Kielschwert-Version)
Baunummer 1544
Rigg: toppgetakelt mit gepfeilter Saling und Babystag, Mastlänge 8,5 m, Touring-Version zu Normal-Reff zurückgerüstet, Großschot-Traveller nachgerüstet, Teleskop-Spinnakerbaum.
Beschläge: 4 Lewmar-Winschen, alle Fallen und Schoten ins Cockpit gelenkt (außer Toppnant), damit voll einhandtauglich, getrennte Führungsschienen für Fock und Genua, Fallenstopper nachgerüstet.
Verdrängung: 1580 kg Katalogangabe (leer, ohne Segel und sonstige Ausrüstung und evtl. auch ohne Motor?). Leer, aber mit Werkzeug, Pantryeinrichtung und Anker wiegt meine 2150kg (lt. Kran). Ballast (Kiel) 600 kg, davon 200kg abnehmbares Bleigewicht im Segmentkiel.
Steuerung: hydraulische Radsteuerung, umstellbar auf Pinnensteuerung (z.B. für Pinnen-Autopilot oder Windsteuerung).
Innenausstattung: durch Verzicht auf separate Vorderkabine großer Salon mit Rundsofa, Achterkajüte mit 2 Längskojen, Pantry mit Gaskocher, Spüle und Kühlbox, separates WC mit Kleiderverschlag, elektrische Trinkwasserpumpe, Kartenfach, Sapeli-Mahagoni-Furnier auf Marine-Sperrholz
Besegelung: durchgelattetes Großsegel (10,8m²), Genua 1 (19,2m²), Fock (10m²), Sturmfock (4,4m²), Spinnaker.(44m²)
(zur Ergänzung: die Genua 2 hätte 14,4m²)
Rumpf: Volllaminat (Handauflegeverfahren), Festkiel (Guss), abnehmbare Bleieinlage im Kielfuß
Deck: z.T. in Sandwich-Bauweise (Balsa), vollständig an Rumpf anlaminiert, Kajüten mit Innenschale, Decksbelag eingelassen (gab's erst gegen Ende der Baureihe)
Motor: Einbaudiesel, 10PS, Welle mit Gummikupplung und Volvo-Buchse, Klapp-Propeller (Gori)
Standard-Motoren der Delanta/Delanta 76/80 waren Vire-Benziner und Farymann-Diesel. 
Elektronik: Log und Echolot Autohelm ST-30, UKW-Funk (z.Z. außer Betrieb), Windmesser, Stereo-Radio
Sicherheit: Bau und Ausrüstung nach IOR

 

Auf Sonderwunsch des Ersteigners wurde in diese Delanta der damals aktuelle BMW-Diesel D12 eingebaut, ein Einzylinder, laufruhig, sparsam, zuverlässig und wartungsarm. Das Schiff ist topgepflegt, und da man bei Dehler damals besonders robust baute, zeigt das Schiff auch heute noch kaum Alterserscheinungen. Wo gibt es das heute schon noch: Den Rumpf aus Voll-Laminat und das Deck komplett an den Rumpf anlaminiert? Und da der Voreigner auch noch einige Verbesserungen anbrachte (z.B. die Verbolzung von Bug- und Heckkorb und die Traveller-Nachrüstung), ist der Begriff "besser als neu" durchaus angebracht. Und weil er auch einigen Aufwand in die Renovierung gesteckt hat (z.B. Holzbeschläge, Teak auf den Sitzduchten, neue Fenster, neuer TBS-Decksbelag) und auch bei den Regatten (Yardstick) immer vorne dabei war, wird das Schiff oft als die "Delanta vom XY" (der Voreigner) erkannt.

Heimatrevier ist der Chiemsee, dort liegt und segelt das Schiff zur Zeit. Es wartet aber darauf, das Mittelmeer wiederzusehen.

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Die Delanta unter Segeln

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Hier noch einige Links zu weiteren Delanta-Seiten:

http://www.ar-sailing.de/optimiert.html (Enthält ein paar Anregungen zum Innenraumgestaltung)

Dehler-Ersatzteil-Liste der Marina Großenbrode

Test der Delanta 76 (Yacht 21/1974)

Test der Delanta 80 (Yacht 21/1981)

Kein Link, sondern eine Fax-Abruf-Nummer: 0190 / 252125-265. Hier gibt es den Gebrauchtboot-Test der Delanta 80 aus der Yacht 16/99. (Kosten 0,62€ / min). Die dort beschriebene Delanta wird aber von denen, die sie gesehen haben, als nicht besonders gepflegt bezeichnet.

(Update 16.08.04) Nachdem ich zunächst hier den Text dieser Seite fand - einfach geklaut! - entdecke ich soeben die nächste Kopie hier. Aber selber aufs eigene Copyright hinweisen! Ts ts ts... Also noch mal das Kleingedruckte:

Solange im Einzelfall kein anderweitiges Copyright vermerkt ist, liegen sämtliche Rechte an Text- und Bildmaterial (insbesondere für Vervielfältigung, Vermarktung und Verbreitung in gedruckter und elektronischer Form) bei mir. Ich werde auf Anfrage gerne einer Veröffentlichung durch Dritte oder einer Verlinkung zustimmen, solange ich als Urheber kenntlich gemacht werde.

In diesem Fall bin ich ausnahmsweise einmal nicht nachtragend, zumal ich die Verbreitung der hier inzwischen verbesserten Fehler mit einem kleinen Grinsen beobachte;-)


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