Segeltörn Sardinien/Korsika Mai 2005 (Rohfassung)

30. April bis 7. Mai 2005

Revier: Nord-Sardinien - Straße von Bonifacio - Süd-Korsika
Törn: Costa Smeralda - Maddalenen-Archipel - Bonifacio - Südwestküste Korsika - Südostküste Korsika - Costa Smeralda
Ausgangspunkt: Porto Portisco

Zur Zusammenfassung der Revier- und Charterinformationen

Die Crews:

JULIETA YARA GABRI ARIANNA
Beneteau Oceanis 411 Beneteau Oceanis 393 Beneteau Oceanis 361 Beneteau Oceanis 361
Ralf Ulli Wolf Tilo
Ebs Peter Gä. Heiner Peter Ge.
Jan Dieter S. Manni Sascha
Peter R. Scho Günni Philipp
Willi Holger Dö.


Auch in diesem Jahr waren wir wieder mit 4 Schiffen unterwegs. Ursprünglich dachten wir, dass wir uns in aller Gemütlichkeit die Costa Smeralda anschauen, aber Ralf machte den Vorschlag, nach Korsika hoch zu segeln. Der Vorschlag wurde gerne angenommen und der grobe Törnplan war zunächst folgender: Portisco - Maddalenen-Archipel - Bonifacio - Ajaccio - Nordwest-Sardinien - Maddalenen - Portisco.

Wie immer ist der Törnbericht sehr aus der Sicht meines Schiffes verfasst.


Samstag: Porto Portisco (Anreise)

hier klickenIm Laufe des Samstags landet ein Flugzeug nach dem anderen in Olbia und der Abholservice der Charterbasis holt uns dort gut organisiert ab. Gut organisiert jedenfalls so lange, bis Peter Ge. und Philipp die Organisation durcheinander bringen. Zum Einkaufen haben sie sich nämlich einen Wagen von der Charterbasis ausgeliehen mit der Zusage, um 16:00 Uhr ("spätestens 16:30 Uhr") wieder zurück zu sein, da der Wagen dann wieder zum Abholen der nächsten Fluggäste gebraucht wird. Leider muss diese Tour ausfallen, da die beiden zusammen mit Willi erst um halb sechs wieder zurück kommen. (Wir können die Mitarbeiterin der Charterbasis dadurch beruhigen, dass es den Heiner getroffen hat, der nun am Flughafen ausharren muss.) Ausrede: man habe 1 Stunde lang vergeblich den Supermarkt nach Kaffeefiltern abgesucht. Tatsächlich sind unsere heimischen Filtermethoden und -vorrichtungen auf Sardinien unbekannt und Sascha - der erst abends um neun flog - brachte noch einen Filteraufsatz mit. Thermoskanne und Filtertüten können in der Charterbasis inzwischen gefunden werden. Aber auch die beiden italienischen Espresso-Brühkannen an Bord kommen im Laufe der Woche zum Einsatz.

Die PantryDie Schiffsübernahme ist derweil unproblematisch und die Einweisung wird vom Firmeninhaber, Sergio, höchstpersönlich vorgenommen. Einziger ernster Mangel ist das Schlauchboot, das durch 20-30 Löcher Wasser zieht und am Sonntagmorgen noch geflickt wird. Lange Leinen, Bändsel, Sprühöl - alle unsere Wünsche werden uns von den Mitarbeitern der Charterbasis erfüllt. Das ist ein vielversprechender Anfang des Törns, genau wie das Wetter: frühlingshaft mild, sonnig und dazu ein sanfter Südostwind.

Nach der Übernahme werden die Vorräte ingenieurmäßig verstaut: jede kleinste Lücke in der Bilge wird genutzt. Und weil Sascha, unser Smut, erst spät am Abend ankommt, gibt es erst einmal ein Abendessen in Gemeinschaftsproduktion. Und natürlich wird das Wiedersehen auf allen Schiffen feucht-fröhlich gefeiert. 


Sonntag: Cala Mura / Isola Santa Maria

hier klicken In der morgendlichen Skipperbesprechung wird die Cala Mura im Nordwesten der Insel Sante Maria als erstes Törnziel ausgesucht. Bei dem vorherrschenden hier klicken Ostwind (Vorhersage: Südost) würde uns diese Ankerbucht vor der nördl ichsten Maddalenen-Insel guten Schutz bieten. Wie zur Eingewöhnung bestellt, ist der Wind heute ziemlich moderat (max. 10kn), so dass wir gemütlich an den bizarren Felsen  ("Steinhaufen"), die dort überall aus dem Wasser ragen, vorbeisegeln können. Ein eindrucksvolles Panorama, das ich so noch niemals zuvor gesehen habe.

hier klicken Da wir als letztes Boot erst um 10:45 Uhr ausgelaufen sind, sind die anderen schon da. Um 19:40 fällt unser Anker. Sofort ist auch schon das erste Schlauchboot  da, es könnte ja immerhin sein, dass wir ein Bier übrig haben hier klicken. Wir machen ebenfalls einen Ausflug mit dem Dingi, dabei sehen wir merkwürdige Tiere an Land. Erst als wir nahe bei ihnen sind, sehen sie aus wie Kälber. Als wir an Ralfs Schiff vorbeikommen, fragt er, ob wir uns nach dem Essen auf seinem Boot treffen wollen. Aber als wir endlich mit dem Abendessen fertig sind,  will niemand mehr mit rüber, alle sind müde. Und auch auf dem Nachbarschiff: dort ist außer Willi auch niemand mehr wach.

Die nautischen Daten sind heute unspektakulär: Wind zwischen ONO und O, max. 10kn, heutige Tagesentfernung: 23sm. 1 Wende, 1 Halse.


Montag: Bonifacio

hier klicken Morgens machen wir alle erst einmal einen Ausflug mit den Schlauchbooten ins "Aquarium", diesem wunderschönen Bereich zwischen den 3 nördlichen Maddalenen-Inseln. Das ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden: zum einen ist es ein zweifelhaftes Vergnügen, mit einem 2,30m-Boot, 2PS und 4 Personen durch die Wellen zu jockeln, zum anderen ist der nur knietiefe Durchgang zum Aquarium Scherstift-mordend. Da wir ganz am Ende der Cala Mura geankert haben, kommen wir unterwegs an Wolfs Schiff vorbei, der uns anruft und zu sich winkt. Er gibt uns einen Ersatzkanister für Manfred mit, es wäre immerhin nicht nicht das erste Mal, dass er wegen Spritmangels liegen bliebe. Und tatsächlich: auf dem Rückweg schaukelt das Boot mit Manfred und Heiner mit leerem Tank auf dem Wasser. Leider hat Philipp (der war umgestiegen, da die 2,30m-Schlauchboote mit 4 Mann in den Wellen überbesetzt waren) schon verraten, dass wir ihren Sprit für sie dabei haben, sonst könnten wir den Kanister gegen Bier tauschen.

hier klicken Der Wind ist heute stärker (ca. 17kn), so dass wir mit raumem Wind durchweg 7kn schnell segeln und die korsische Küste sehr schnell näher kommt. So entscheiden wir uns spontan, noch einen Ankerstopp auf der Iles Lavezza einzulegen. Die Beschreibung der Cala Lazaria im Revierführer las sich abenteuerlich und tatsächlich ist die Ansteuerung schon ein Erlebnis für sich - knapp an den Felsen vorbei in eine wirklich wunderschöne, aber kleine Bucht. Sieht man die rundgewaschenen Felsen, dann versteht man, warum man sich bei schlechtem Wetter hier besser nicht aufhält. Nach einem üppigen Mittagessen an Bord geht es dann wieder weiter.

hier klicken An der eindrucksvollen Steilküste taucht schnell Bonifacio auf, und auch dieser Anblick setzt uns in Erstaunen. Die Stadt ist direkt bis an die äußerste Kante der Steilküste gebaut, und auch die Bauausführungen innerhalb des Ortes wären für unsere Baubehörden wohl Anlass zur softortigen Evakuierung. Der Ort selber besteht fast nur aus Restaurants, deren Qualität wir nicht weiter ausprobieren, da auch heute an Bord gekocht wird. Zunächst aber müssen wir noch zum Hafen - der Rudergänger dreht vor dem fjordähnlichen Einschnitt in der Felswand lieber erst einmal Kringel, um die Fähre vorbei zu lassen. Im Hafen fehlt am Wunschplatz leider die Muringleine und das Anlegen am Ersatzplatz ist bei der Enge in Verbindung mit dem von Land einfallenden Wind erst einmal adrenalinfördernd. Dann geht es aber zum Landgang.

hier klicken Der Weg auf die Anhöhe scheint zunächst beschwerlich, entschädigt dafür aber mit atemberaubenden Blicken auf die Steilküste, Häuser auf der Kante und auch beim Spaziergang zwischen den Häusern ist manches wunderliche Detail zu entdecken. Der Ort und die Festung sind mit überdachten Wehrgängen, Treppen und Tunneln gebaut, die bei uns sicher längst geschlossen worden wären. Die Mechanik der Zugbrücke an der Festung bekommt die verdiente Anerkennung der Ingenieure, was für die Beschilderung des Fußweges bergab zum Hafen nicht der Fall ist. Auf jeden Fall gehört dieser Landgang zu den Erlebnissen, die man einfach nicht versäumen darf.

hier klickenDie Hafenpromenade ist ebenfalls eine einzige Aufreihung von Restaurants, deren Außenplätze zum Teil gegen den Wind geschützt sind. Auch diese haben wir nicht ausprobiert.

Seglerisch ist es heute vom Wind her ansprechender gewesen (ONO 17kn durchschnittlich), aber sonst bis auf das Ankern in der Cala Lazaria auch unspektakulär: 1 Halse, 16sm.


Dienstag: Anse d'Arbitra

Da die Windvorhersagen weiterhin Ost- bis Südostwinde ankündigen, bleiben wir bei dem Plan, an der Südwestküste Korsikas hinaufzusegeln. Tagesziel soll heute die Bucht vor Campomoro sein. Von dort aus können wir uns bei dem möglichen Wetterumschwung schnell in den benachbarten Hafen verziehen. Allerdings ist die Wetteränderung längst schon unterwegs: Draußen hat der Wind bereits auf NW gedreht, bei 16kn (4-5) reffen wir. Am Nachmittag flaut der Wind dann ab und schläft gegen 16:00 für kurze Zeit völlig ein. Wir sind froh, dass es nur leicht regnet und der heftige Teil der Kaltfront an uns vorbeizieht. Per Funk verständigen wir uns darauf, unser Tagesziel zu ändern und die Anse d'Arbitra anzulaufen.

hier klicken Wolf, der unter Land gekreuzt hatte, ist als erster dort und kommt uns dann überraschenderweise aus der Bucht heraus wieder entgegen, auf dem Weg zurück nach Bonifacio. Er hat ein Problem mit seinen Batterien, die er nach Rücksprache mit dem Vercharterer in Bonifacio tauschen möchte. Ankern kommt für ihn daher nicht in Frage, wir anderen aber werfen nacheinander unsere Anker in der durchaus schönen Bucht, nahe zum Strand am Nordwestufer, um möglichst viel Platz nach Lee zu haben. Natürlich ist das Schlauchboot wieder kurz nach dem Anker im Wasser. Leider hat das kleine Restaurant am Ende des Sandstrandes aber geschlossen.

hier klicken Nach dem Abendessen an Bord treffen wir uns alle auf Ralfs Schiff. Von dort aus beobachten wir ein stundenlanges Wetterleuchten vor einer dunklen Wolkenwand im Norden. Dies in Verbindung mit dem inzwischen wieder kräftig aus NW wehenden Wind und der Seewetter-Vorhersage (NW auffrischend bis 7) ist für uns Anlass, eine Ankerwache einzuteilen. Außerdem prägt sich jeder den Kurs zum Ausgang der Bucht ein, so dass wir notfalls auch ohne Sicht den Ausgang bei einem eventuellen Alarmstart finden können. Meine Wache ist früh morgens, so dass ich einen wild-romantischen Tagesanbruch genießen kann, auch wenn in Richtung des Sonnenaufgangs ein Stück Insel im Weg ist.


Mittwoch: Golfe di Rondinara

Der Nordwestwind ändert unsere ursprüngliche Planung, von Westkorsika nach Süden zur Nordwestküste Sardiniens zu segeln,  vollständig. Bei der morgendlichen Skipperbesprechung auf Ralfs Schiff schlägt Ralf eine Bucht auf der Ostseite Korsikas vor: Rondinara. Hört sich bei Horn/Hoop gut an, außerdem haben wir mit Wolf vereinbart, dass wir uns heute wieder treffen. Wir schicken ihm eine SMS aufs Handy.

Nach meiner Rückkehr an Bord sind die anderen mit dem Frühstück fast fertig, so dass wir um 12:38 Uhr wieder als letzte den Anker lichten können. Noch in der Bucht weht der frische Wind (W 5-6) Saschas Mütze über Bord, so dass wir das traditionelle Mütze-über-Bord-Manöver fahren.

hier klicken Die Vorstagspannung an unserem Schiff ist zu gering eingestellt, so dass wir neben dem 1. Reff im Großsegel das Vorsegel weiter einrollen müssen als eigentlich notwendig. Leider hat Beneteau bei der Oceanis-Baureihe (zumindest bei der 361 und 391) auf Achterstagtaljen/-spanner verzichtet, so dass das Rigg nur mit Werkzeug über die Terminals getrimmt werden kann. Nichts für unterwegs. Trotzdem kommen wir sehr flott voran und bereits nach dreieinhalb Stunden sind wir in der Bucht, wo um 16:30 Uhr unser Anker auf 5m fällt.

Heute setze ich alleine zu Ralfs Schiff über, die anderen bleiben heute lieber an Bord. Der Wind weht auch am Abend mit bis zu 6 Bft. in der Bucht, so dass ich auf einer Ankerwache bestehe. Das führt zu dem Wunsch der "Urlauber", ab sofort nur noch Häfen zum Übernachten anzulaufen. Meine Ankerwache nutze ich dazu, den Revierführer diesbezüglich ausgiebig zu studieren. Da der Wind ab 03:00 Uhr nicht mehr über 20kn geht, verzichten wir auf die beiden letzten Ankerwachen und verlassen uns auf die elektronischen Alarme (GPS, Echolot).

Panorama der Bucht von Rondinara


Donnerstag: Isola La Maddalena - La Maddalena (Cala Gavetta)

Morgens wird der Hafen von La Maddalena als Ziel festgelegt. Bei der Skipperbesprechung klärt sich übrigens, warum wir ausgerechnet diese Bucht ausgesucht haben: Willi hatte in Bonifacio eine Postkarte gekauft, auf der diese Bucht, von oben fotografiert, einfach toll aussieht. Wir setzen das Großsegel gleich im 2. Reff. Auch unsere Batterie ist nun etwas schlapp, so dass wir zunächst den Motor zum Laden der Batterien mitlaufen lassen.

hier klickenAus der Straße von Bonifacio weht der Westwind mit 24-30kn (6-7Bft.), es herrscht ein moderater Seegang mit 2m Welle. Einzelne Wellen mit 3m machen die Überfahrt zum lustigen Erlebnis, wenn es ab und zu wie im Kirmes-Karussell nach unten geht. Philipp: "wie Achterbahnfahren". Heute ist übrigens der Tag der merkwürdigen Manöver. Zunächst rauscht die Rollgenua zu weit aus und der Skipper turnt erst einmal in voller Montur aufs Vordeck, bevor er entdeckt, dass nicht die Einholvorrichtung oder Trommel klemmt, sondern jemand das farbgleiche Großfall anstatt des Einholers auf die Winsch gelegt hat - das kann natürlich keine Wirkung zeigen. Später, als vor dem Anlaufen von La Maddalena das Großsegel fallen soll, ruft der Rudergänger: "Klar zur Wende!" - Rückfrage des Skippers: "Wende???" - "Ja, Wende! Das wird mir zu eng da vorne." Also vom Mast zurück zu den Genuawinschen. Aber das Schiff dreht nicht durch den Wind! Was ist los? Langsam wird erst klar, dass der Rudergänger meinte, dass er in den Wind gehen wollte, zum Segelbergen...

Das Großsegel hatten wir draußen in der Bucht heruntergeholt und wollten eigentlich mit dem Vorsegel vor dem Wind in den Kanal in Richtung Hafen segeln. Da aber der Wind nicht nachlässt, rollen wir das auch gleich ein und fahren  vor Topp und Takel auf den Hafen zu. Vor der Hafeneinfahrt angekommen, frischt der Wind auf bis zu 36kn (8Bft.) auf, so dass das Anlegen spannend zu werden scheint. Drinnen ist es ein wenig ruhiger, aber wir legen dennoch lieber vorwärts am Steg an.

Im Hafen kann niemand die im Handbuch eingezeichneten WCs finden. So werden denn erst einmal diverse Cafés aufgesucht und Postkarten dort geschrieben. Leider entdecken wir die Markthalle erst, als die Fischstände schon geschlossen haben, sonst hätte es am Abend Fisch gegeben. Nach dem Abendessen treffen wir uns alle auf der Straßenterasse von Charlie's Bar, um dort das eine oder andere Bier zu trinken. Heute werden allerhand Geschichten erzählt: von der Welle, die das Hand-GPS durchs Cockpit spülte und von dem, der beim Festmachen die ganze Zeit am falschen Ende der Muringleine zog, während alle den Bug gegen den Wind vom Steg wegdrückten. Die meiste Beachtung findet das sog. "Hose-hoch-Manöver": da zog sich der erschrockene Skipper die Hose hoch, während er von der Bordtoilette nach oben stürzte, um zu schauen, was seine Crew da plötzlich für ein komisches Manöver einleitete.


Freitag: zurück nach Porto Portisco

hier klickenAuf dem Weg zurück zum Stützpunkt wollen wir uns noch ein wenig die Costa Smeralda anschauen. Ein Eigner, der neben unseren Schiffen im Hafen liegt, empfiehlt uns die Bucht mit dem Bärenfelsen, wo wir uns mittags treffen wollen. Allerdings kommen wir, wieder mal als letzte, erst um 12:00 Uhr los. Nur unter kleinem Vorsegel laufen wir vor dem Wind ostwärts, lassen bis zu der nahegelegenen Bucht auch auf dem folgenden, südlichen Kurs das Großsegel unten. Als in der Bucht der Anker fällt, hat Sascha auch schon seine leckere Kartoffelsuppe fertig. Der obligatorische Landgang folgt, dann lichten wir zum letzten Mal den Anker.

hier klicken Wieder laufen wir nur unter kleinem Vorsegel vor dem Wind nach Osten in Richtung Capo Ferro. Eine Wolke, die sich hinter uns aufbaut, lässt uns in unser Ölzeug schlüpfen. Der Regen geht allerdings an uns vorbei und wir profitieren zeitweise von 35kn (in Böen 40kn) Wind. Nachdem wir Capo Ferro umrundet haben, ziehen wir auch das Großsegel im 2. Reff hoch. Da wir nun von Land geschützt sind, haben wir keine Welle und so kommen wir mit halbem Wind bei durchschnittlich 25 Windknoten (6Bft.) schnell und bequem voran und genießen die Schönheit der Landschaft. Im Gegensatz zu allen anderen massentouristisch erschlossenen Inseln, die wir bisher von der Seeseite aus kennengelernt haben, zerstören hier keine hässlichen Betonburgen die urwüchsige Küstenlandschaft. Die Steinhaufen im Wasser, die uns auf dem Hinweg schon fasziniert hatten, lassen wir diesmal an Backbord liegen. Viel zu schnell rauschen wir an der Cala di Volpe vorbei, wo wir eigentlich bei den Schönen und Reichen vorbei schauen wollten. Aber die Tankstelle hat nicht ewig geöffnet und so legen wir gegen 18:00 Uhr im Ausgangshafen an der Tankstelle an. 12l Diesel und der Tank ist wieder voll. Um 18:25 Uhr machen wir am Steg fest.

Schnell werden die Schiffe klariert und die Taschen gepackt, denn für den Abend haben wir einen Tisch im Hafenrestaurant für das gemeinsame Abschluss-Essen bestellt. Die Abnahme der Schiffe geht schnell: "We did not break or lose anything" - "Nothing broken? Nothing lost? Then, did you sail?" Kielbolzen und Segel werden kontrolliert, dann werden unsere wenigen Kritikpunkte aufgenommen (z.B. Vorstagspannung) und sofort kommt der Mechaniker an Bord. Wir dagegen verholen uns ins Restaurant. Das Menü ist üppig und die verschiedenen Meeresfrüchte- und Fischvariationen sind sehr lecker, der Apéritif ist ebenfalls reichlich und lecker, alle sind pappsatt und zufrieden. Und müde.

Nach dem Restaurantbesuch trifft man sich wieder gemeinsam an Bord, um die letzten Vorräte vor dem Rücktransport zu bewahren. Heiner opfert sich sogar, um einer Nachbarcrew ihre überschüssigen Biervorräte abzunehmen.


Samstag: Rückflug

Nachdem am Vortag die Stuttgarter Fraktion die Organisationsfähigkeit des Inhabers und Stützpunktleiters getestet hatte (der wollte den Shuttle-Service strikt nach Rückflugzeit einteilen, aber wir wollten schon mittags statt spät am Abend zum Flughafen, was ihn offenbar überforderte), verabschiedet sich nun einer nach dem anderen. Die Stuttgarter Gruppe macht noch einen Ausflug zum Hafen von Olbia und besichtigt dort das alte Schulschiff der italienischen Marine. Dann ist es Zeit, in den Flieger zu steigen und eine schöne Woche ist wieder einmal viel zu schnell vorbei.

Dieser Törn war - wieder einmal - einer der schönsten bisher. Er lässt sich einfach mit Worten wie toll, großartig, eindrucksvoll oder sehr schön beschreiben. Wir hatten ein traumhaft schönes Revier, hervorragenden Wind, meistens Sonne und bis auf einen kurzen Schauer am am Dienstag keinen Regen. Und bis auf das Problem mit der Batterie waren auch die Schiffe weitestgehend in Ordnung. Allen hat es so gut gefallen, dass bei der Abstimmung über den nächstjährigen Törn fast einstimmig wieder Sardinien gewählt wird. Dann wollen wir uns die Costa Smeralda mit ihren Buchten und die Maddalenen etwas eingehender anschauen.

Im Namen aller zum Schluss noch einmal: Vielen Dank an Ralf für die hervorragende Organisation!

Tilo Klesper

 


 

Die Revier- und Charterinformationen in Kurzform:

Charteragentur: Blister Yachting, München.
Wieder günstig und völlig unkompliziert. Vielen Dank, Antonio.

Charterbasis: Boomerang Charter, Stützpunkt Portisco.
Der Stützpunkt des jungen Unternehmens ist derzeit die Marina von Portisco, er soll aber bald nach Olbia verlegt werden. Daher sind die Einrichtungen auch provisorisch. Der Inhaber, Sergio Contu, Ex-Profisegler unter anderem bei den beiden AC-Teams Prada und 
Mascalzone Latino, ist stets präsent und persönlich ansprechbar. Alle Mitarbeiter machten einen kompetenten Eindruck und waren freundlich und hilfsbereit. Wir werden gerne wieder mit Boomerang segeln.

Portisco:
Heißt erst seit wenigen Jahren so, in einer älteren Seekarte an Bord hieß der Ort noch anders. Die Marina ist gerade erst vergrößert worden. Es handelt sich im Grunde um eine Ferienhausanlage mit angeschlossenem Hafen. Die sanitären Einrichtungen sind in der Anlage untergebracht und ok. Das Restaurant ist gut.

Cala Mura (Isola Santa Maria):
offen nach NW, gut haltender Sandgrund. Mit dem Schlauchboot kann man ins "Aquarium" fahren, für andere Boote ist der Durchgang zwischen den Inseln zu flach.

Bonifacio:
Neben Bastia der bekannteste Hafen auf Korsika. Bester Schutz. Der Ort und die alte Festung sind sehr eindrucksvoll bis unmittelbar an die Steilküste gebaut. Duschen kostet 2,- Euro, die Benutzung der Toiletten ist für Gäste von einem "bateau" kostenlos. Aktueller Wetterbericht von Metéo France beim Hafenmeister (Aushang, leider keine Kopien zum Mitnehmen). Der Hafenmeister hat in dieser Saison eine sehr freundliche, schwäbische Assistentin.
Liegekosten: siehe Tabelle.

Anse d'Arbitra (Korsika):
Kleine Bucht an der Südwestküste, nach Süden offen. Strandrestaurant (hatte geschlossen).

Golfe di Rondinara (Korsika):
Nach SO offene, malerisch runde Bucht ohne Restaurant.

Isola La Maddalena - La Maddalena (Cala Gavetta):
Der Yachthafen des Hauptortes. Touristisches Flair. WC und Duschen haben wir nicht gefunden, die Capitaneria hatte wegen Feiertag geschlossen. Die Entfernung zum Fährhafen ist groß genug, um die Lärmbelästigung in Grenzen zu halten.

Anreise:
vom Flughafen Olbia Abholung mit Kleinbus der Charterbasis. Billigflüge mit HLX.

Einkaufen:
Mit dem Shuttle-Service der Charterbasis in einem Supermarkt in Olbia. Die Preise sind teilweise durchaus hoch.

Liegeplatzkosten:
Da wir meist geankert haben, liegen uns nur die Daten von Bonifacio vor.Siehe Tabelle.

Navigation/Revierführer:
Die Seekarten an Bord waren z.T. uralt. Auf Kopien der Uralt-Karten 325, 322 und 281 waren die Gebiete markiert, die wir zu meiden hatten (Untiefen etc.). Aktuellste Karte: 326 "Bocche di Bonifacio" von 2003. Alle Schiffe waren mit Chartplottern ausgestattet, die unterschiedlich genutzt wurden.
Benutzter Revierführer: "Korsika, Nordost-Sardinien, Toskanische Inselwelt" - Andrea Horn/Wyn Hoop - Edition Maritim, 3. Auflage 1998.
Wetterberichte und -vorhersagen: Auf Kanal 68 o. 69 läuft durchgehend ein Band mit dem Seewetterbericht für das westliche Mittelmeer, abwechselnd auf italienisch und englisch. In Bonifacio hing ein aktueller Ausdruck von Metéo France beim Hafenmeister aus, leider gibt es dort keine Kopien. Außerdem das Seewetter per SMS von wetter.com, die leider den Durchzug der Kaltfront und den Umschwung der Wetterlage nicht vorhersagten. Die späteren Vorhersagen waren allerdings zutreffend. Als alleinige Vorhersage sind die SMS-Dienste nicht brauchbar, da sie keine Übersicht über die allgemeine Wetterlage geben.

Die Angaben der Windgeschwindigkeit erfolgen auf der Basis der Werte, die vom installierten Windmesser abgelesen wurden. Die Eichung wurde nicht überprüft, kam uns aber realistisch vor. Die Logge musste dagegen neu kalibriert werden.

 

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München, 24. Mai 2005